Ich denke, eine Ratsverfassung ist ja praktisch zwangsläufig und vorgegeben. Dass sich die Brockenwachts die Mehrheit quasi zementiert haben, ist ein ziemlich geriebener Trick. Aber heißt das, dass der Rat als Organ handelt oder gibt es einen Exekutor der Ratsmehrheit wie einen Bürgermeister/Aldermann? Auch wenn die Brockenwachts die Stadt mit einigem Recht als die ihre betrachten, wäre es im Sinne des schönen Scheins, dass es ein "neutrales" Rathaus gibt, in dem die Ratsmänner/-frauen tagen. Daneben haben die Brockenwachts sicher einen repräsentativen Familiensitz (Palazzo). Eine Burg passt da nicht richtig ins Bild, da es keinen ursprünglichen Stadtherrn/-gründer wie einen Fürsten oder Bischof gab, die in RL-Geschichte häufig einen befestigten Sitz in der Stadt hatten (zumindest bis sie rausgeputscht wurden).
Eine über Bürgerwacht/Miliz hinausgehende militärische Organisation der Gesamtstadt sehe ich auch nicht. Was nicht heißt, dass bestimmte Gruppierungen (Söldner, Stadtadel, evtl. Gilden) keine Bewaffneten in ihren Reihen hätten. Aber die sind auf ihre jeweiligen Herren verpflichtet, nicht auf die Stadt. Mehr als eine Handvoll Nachtwächter und Büttel, die eher Polizeiaufgaben wahrnehmen, stehen der Stadt nicht zur Verfügung. Im Verteidigungsfall sind dann die Bürger aufgerufen, mit Opas ollem Morgenstern die Mauern zu sichern. Notfalls wird noch eine Kompanie Armbrustschützen angeworben.
Mein Steckenpferd: Mittelalterliche Rechtsgeschichte. Bremst mich, wenn es mit mir durchgeht...
Mörder, Räuber, Brandstifter gehören aufs Rad. Betrüger, Fälscher, Lügner, zänkische Weiber an den Pranger. Diebe und ihre Hehler werden gebrandmarkt und aus der Stadt gejagt. Werden sie erneut aufgegriffen, verlieren sie die linke Hand. Vergewaltiger und Ehebrecher werden kastriert, es sei denn, sie heiraten ihr Opfer und machen es "ehrlich". Für Körperverletzungen muss der Täter ein Wergeld an das Opfer zahlen, und zwar abhängig von der Schwere der Verletzung und dem sozialen Status des Opfers. Der Finger eines Ratsherrn kann also teurer sein als der Arm eines Hafenarbeiters. Wer nicht zahlen kann, wird friedlos/vogelfrei gestellt und in die Hand des Opfers gegeben. Das kann sein Mütchen kühlen oder den Täter seine Schuld abarbeiten lassen. Säumige Schuldner/Bankrotteure werden pro Goldstück Außenstände einen Tag bei Wasser und Brot eingesperrt und sind dann ebenfalls verpflichtet, die Schuld beim Gläubiger abzuarbeiten. Huren werden geschoren. Lästerer soll man in den Fluss wippen. Gehen sie unter, dann ist es die göttliche Strafe.
Euch fällt bestimmt auch noch eine schräge Nummer ein...
Größe/Bevölkerung von mittelalterlichen Städten ist eine der meistdiskutierten Fragen in der Stadtgeschichte. Groß waren sie jedenfalls nicht. Lübeck war mit 20.000 Einwohnern eine echte Großstadt. Metropolen wie Paris oder London hatten um die 50.000 Einwohner. Ich persönlich finde die 3.000-5.000 Einwohner, die im Thread vorgeschlagen wurden, trotzdem etwas zu popelig. 7.000 bis 10.000 fände ich besser.
Ich weiß, wall of text. Also erst mal Pause und mehr in einem anderen Beitrag...
Gruß
Azaghal