@dragonorc
Kannst du die Geschichte mit dem Schmied noch ein wenig mehr ausführen, das Thema ist für mich sehr interessant, da ich es auch mal mit einem historischen Setting probiert habe.
Aaaaaaaalso, vorneweg der Hintergrund:
Ich habe, wie schon letztes Jahr geplant, da kam aber was dazwischen, dieses Jahr auf der Slayvention endlich WS1799 geleitet.
Der Einfachheit halber habe ich meinen Kampagnenbeginn für die WS1799 Heimrunde recycled und ein bisschen gestrafft.
Es gab also das sehr Sandboxige "Willkommen in Weissenstadt 1799" Abenteuer. Der Hauptplot hat mehrere Teile und viele Aufhänger in dem Mini-Setting. Einen großen ersten Teil davon haben wir auch erfolgreich gespielt. Ohne zu viel zu verraten kann ich sagen, daß ich daran arbeite das komplette Mini Setting in einen Adventskalender Beitrag zu packen. Es hängt noch jemand zweiter mit dran, aber selbst zu zweit ist es noch nicht sicher, ob wir die Deadline schaffen, ist doch einiges an Material. Aber insofern ja auch in der Tradition von Hugin, der gerne den Adventskalender mit WS1799 sprengt
Am Anfang wurden viele Gerüchte gestreut und einiges gemacht, was normal nicht in einem straffen SV Abenteuer passiert. Da es aber verschiedene Pfade und Plots gibt war das wichtig, um zu sehen, welchen Plot die Spieler aufgreifen. Und natürlich auch um die Atmosphäre aufzubauen.
Zum Thema:Im Rahmen des Plots ging es um mehrere Kinder. Die Spieler haben ein Kind befreit und es hoch erfreut und in Erwartung einer Belohnung zurück gebracht. Schon angedeutet aber nicht wirklich bekannt war, daß der Schmied gerne einen zu viel trinkt, aber auch schon prä-Bier agressiv wird und dann Frau und Kinder schlägt. In der heutigen Zeit natürlich ein NoGo, vor über 200 Jahren aber für ihn völlig in Ordnung und Straffrei.
Das war von mir auch etwas provokativ eingebaut, auch um sich etwas mit den historischen Unterschieden auseinander zu setzen und hat dann aber noch deutlicher eingeschlagen, als von mir gedacht.
In meiner Heimkampagne lag bewusster Nagelschmied längere Zeit im Koma nach dem Zusammentreffen mit der Gruppe und hat nur knapp überlebt.
Auf der Slayvention war es auch nahe dran zu eskalieren. Sir Denderan hat dann dankenswerter Weise die historischen Fakten nochmal klar dargestellt, woraufhin die Gruppe den Schmied erpresst hat und damit für viele Wochen weitere Gewalttätigkeiten gegen seine Familie verhindert hat. Aus meiner Sicht eine Königslösung
Der Nagelschmied ist in meiner Sandbox übrigens in ganz Weissenstadt dafür bekannt, daß er seine Frau und Kinder schlägt...aber da das ja irgendwie auch akzeptiert ist
...mag man ihn nicht unbedingt dafür, akzeptiert es allerdings.
... erhitzt es aber zu Recht die Gemüter der Spieler.
Ich hoffe das Beantwortet die Frage. Sonst kann ich gerne auch nochmal weiter ausholen, oder Detailfragen beantworten.
Weiterhin:Ein weiterer Punkt der Irritation war übrigens, daß ein Teil des Plots auf historische Geschehnisse in Weissenstadt aufsetzt, was mit einer Volksgruppe zu tun hat, die auch im dritten Reich nicht gut wegkam.
Das ist sicherlich schwierig, da man heutzutage nicht gerne darüber redet. Ich verwende aber gerne direkt historische Original- Dokumente und -Geschehnisse und damit lässt es sich natürlich nicht vermeiden in solche etwas unangenehme Themen einzutauchen.
Nur zur Güte nochmal: Alle Spieler haben die Session insgesamt genossen, auch wenn sie sicher nicht ganz leichte Kost war.
Mein Motto an der Stelle: Wenn wir die Geschichte vergessen ebnen wir den Weg dafür, daß das Gleiche nochmal passiert.
Auch wenn es insgesamt Spaß macht im historischen Setting, solche Geschehnisse wie das in Weissenstadt damals (und das war sicher kein Einzelfall) können einem schon etwas schwer auf dem Magen liegen. Zu anderen kontroversen Themen, wie den vielen kranken Bergarbeitern (später wurde in Weissenstadt Uran gefördert), kam ich aufgrund der Kürze der Zeit nicht mehr.