Dieser Kampagnenbericht entstand in einer kleinen Kampagne mit ZL als SL, Thaddaeus als Johann Braun und Sintholos als Ekatarina, dessen Auftritt im nächsten Kapitel kommt.
Prolog
Johann sah tief in den zweiten Bierkrug den Marlow ihm an dem Tag hinstellte. Er wusste es war der letzte für diesen Tag, denn er musste aufpassen. Zu oft hatte ihn die Umarmung des Alkohols nicht mehr losgelassen. Zu oft erinnerte er sich nicht mehr an den Nachhauseweg. Darauf war auch Marlows Kommentar abgezielt, der ihn damit aufzog. Der Wirt der Hafenkneipe „Narwal“ war aber ein guter und die beiden kannten sich schon lange. Da Johann die ganze Saison auf dem Schiff wohnte, war der Narwal eigentlich seine feste Adresse im Hafen Terkens. Wenn jemand etwas von ihm wollte, dann suchte er hier nach ihm. So auch an diesem Tag, ein junger Mann mit kurzen Wuschelhaaren betrat die Schänke und sah sich um. Viele Leute waren heute nicht zugegen, die meisten Terkener waren rausgefahren auf Walfang. Johann war nicht dabei, er war keiner aus der erlesenen Riege der Harpunisten die den halben Inselrat von Terken bevölkerten. Dann wandte sich der Wuschelkopf ihm zu und kam an seinen Tisch.
„Ein Auge, Bierkrug, Bart ihr müsst Johann sein.“, eröffnete der Kerl das Gespräch.
Johann beließ es bei einem Brummen. Es war nie gut, wenn jemand nach ihm suchte.
„Man erzählt sich viel über euch.“, fuhr der Wuschel fort, „Ihr seid ein gefallener Seeheld.“
„Was willst du?“, fuhr Johann ihn an.
„Die Frage ist was du willst, man sagt die Information wo die Windsegen liegt, könnte bei euch auf Interesse stoßen.“, fuhr das Blondchen fort, „Wie wäre es, für ein Armdrücken ist die Information dein.“
„Wer bist du?“, brummte der Seebär.
„Willi!“, strahlte das Blondchen.
„Hörzu Willi, ich bin nicht so alt geworden, weil ich mit irgendwelchen Leuten in Kneipen Raufereien angefangen habe. Sagt was ihr zu sagen habt, oder geht.“
„Okay, ein Bier tut es sicher auch.“, sagte Willi und setzte sich an den Tisch.
Johann seufzte und deutete Marlow dem Kerl ein Bier hinzustellen, dieser nahm daraufhin einen tiefen Zug und sagte: „Die Ratte von Komandant liegt mit der Windsegen jetzt in Lorturm.“
Ratte? Johann wusste wer der Kommandant war, Thomas de Guyld, und der schuldete ihm noch ein Auge, sowie ein paar anderer Gegenstände.
„Offenbar erledigt er jetzt Aufträge von dort aus, er hat wohl ein Haus am Hafen erworben…“, fuhr Willi fort. Jedoch das anhaltende Schweigen Johanns vertrieb den jungen Hüpfer, während der Seebär immer kleinere Schlucke nehmend das Bier streckte. Marlow setzte sich zu ihm und erzählte ein wenig vom Tratsch in der Stadt und den Friedensbemühungen zwischen Artland und dem Städtebund. Offenbar war der Waffenstillstand abermals verlängert worden. Seit dem Tod des Kaisers hatte man offenbar in Artland die Lust verloren, ohne seine Unterstützung waren die Kriegsbemühungen sinnlos geworden. Für Handelsfahrer eine gute Zeit, dachte sich Johann, da es ihm noch an Mannschaft und Bewaffnung fehlte war seine Petite Marie eine leichte Beute für jeden Kaperfahrer.
Dann ging die Tür abermals auf und ein Schrank von einem Mann betrat die Schenke. Johann kannte ihn genau, es war einer der Handlanger des Handelshaus Holtz, eines zwielichtigen Vereins der leider sein Schiff als Pfand hielt. Rudi steuerte direkt auf ihn zu und sagte: „Komm mit, die Chefin will dich sehn.“
Johann nahm den Krug, sah hinein, drinnen schwappte der letzte Schluck, „Siehst du Marlow, der letzte Schluck ist immer schlecht.“, stellte den Krug wieder ab, erhob sich und warf die sechs Kupfermünzen für die Biere auf den Tisch. Wenn die Chefin ihn sehen wollte sollte man keine Schulden hinterlassen.
Auf dem Weg zum Handelshaus verliefen sie sich beinah, Rudi war wirklich nicht die hellste Tranlampe Terkens. Im Handelshaus angekommen betraten sie das Büro von den Holtzens. Sie wartete tatsächlich schon auf ihn.
„Was hat das so lange gedauert?“, fauchte sie sofort los, „Wo hast du dich wieder herum getrieben Johann? Eine Stunde warte ich hier bereits.“, man konnte meinen das sich Geiferfäden von ihrem Unterkiefer lösten wie bei einer wütenden Bulldogge.
„Im Narwal, wo sonst.“, versuchte Johann möglichst ruhig zu antworten.
Sie schüttelte konsterniert den Kopf und warf Rudi aus dem Raum, dann begab sie sich wieder hinter ihren Schreibtisch. Johann blieb am Ende des Raumes in der Nähe der Tür stehen, selbst wenn sie ihm einen Stuhl anbieten würde, würde er sich nicht setzen.
„Mein sentimentaler Idiot von einem Ehemann möchte euch ein Angebot machen, wenn ihr annehmt seid ihr erlöst und euer Schiff ist wieder euer. Ihr müsst nur eine letzte Fahrt für uns machen.“
Ohne zu zögern fragte Johann: „Worum geht es?“
Sie sah etwas irritiert drein, fing sich aber fast sofort, „Ihr müsst erst zusagen, dann kann ich euch mehr erzählen.“
„Ich habe gefragt worum es geht, ich habe damit zugesagt, worum geht es?“
Lara Holtz sah nur kurz überrumpelt aus und fuhr dann fort: „Ihr fahrt an die Björfrieder Spitz und meldet euch dort bei einem Händler namens Wolfgang. Ihr seid Holzhändler aus Terken und wollt Birkenholz holen. Er wird dann wissen wie es weiter geht. Am Ende werdet ihr nach Olthagen fahren. Wenn alles erledigt ist kehrt ihr zu uns zurück und wir werden den Schuldschein auflösen.“
Johann dachte kurz nach, „Die Rückreise aus Olthagen könnte länger dauern als gedacht.“
Sie nickte, „Macht euch keine Sorgen, das Angebot steht.“, Johann war diese Einwilligung wichtig, Lara Holtz war so eine falsche Schlange, ihr was es zuzutrauen, dass sie ihm eine zu späte Rückkehr als Unzuverlässigkeit angelastet und diese Abmachung wieder zerschlagen hätte. Ihr Mann Wilhelm war auch kriminell, aber zumindest ehrenvoll, im Rahmen seiner Machenschaften zumindest.
„Für eine Reise zum Kaiserreich werde ich ein paar Männer brauchen.“, sagte Johann, einen Versuch war es wert.
„Was kümmert es mich?“, giftete Lara, „Nehmt hinzu mit was ihr wollt und bezahlt die Leute… ich kann mich aber mal umhören, vielleicht finden sich ein paar Verrückte.“
Damit war Johann entlassen und er begab sich zurück in den Hafen zu seinem Schiff. Ruhig lag das Hafenbecken vor ihm, vielleicht waren die Walfänger noch immer draußen. Nur ein einzelner Hund kläffte in der Nacht. Als er sein Schiff am anderen Ende des Piers entdeckte beschleunigte sich sein Schritt und er machte nur Pause um kurz an einem Niedergang am Pier sich etwas Seewasser ins Gesicht zu schütten. Diese Ernüchterung hatte er noch gebraucht. Er glaubte nicht daran, dass er wirklich aus dem Dienst der Holtzens entkommen sollte… vermutlich starb er auf dieser letzten Reise.
Bei der Petit Marie angekommen stellte er schnell fest, dass das Bellen vom Schiff kam. Das war verwunderlich, normalerweise traute sich nie ein Streuner an Bord. Aber vielleicht hatte dieser Streuner ja einen menschlichen Begleiter der nur etwas suchte. Misstrauisch betrat Johann die Planke zum Schiff und streichelte kurz die Bordwand. Der Hund saß an den Frachtraumluken und knurrte diese an, dann winselte er wieder.
„Ist hier jemand?“, rief Johann mit fester Stimme. Keine Antwort, nur der Hund gab immer noch laut. Das Achterkastell lag verlassen da und auch am Bug tat sich nichts. Der Seebär griff nach einer Positionslaterne, drehte den Docht ein wenig raus und zog das Entermesser um in den Frachtraum abzusteigen. Dem Hund schien das nicht so zu gefallen, er kläffte stärker und kam nun heran. Johann ließ sich nicht beirren und stieg vorsichtig hinab: „Ist hier jemand?“, rief er noch einmal. Wieder keine Antwort.
Unter Deck bot sich ein Bild der Verwüstung, einige Fässer waren umgestoßen und ein Fass mit Schiffszwieback hatte sich über den Boden ergossen, der Hund schnüffelte neugierig nach Essbarem. Johann ging näher an die hinteren Kajüten heran und rief erneut, dann konnte er auch deutlich etwas Kratzen hören. Der Seebär hängte die Positionslaterne an den Mast und stieß dabei mit dem Hinterteil an ein Fass welches sich mit einem krachen verabschiedete, woraufhin sich Pökelfleisch über den Boden ergoss. Jetzt wurde Johann richtig sauer: „Komm heraus!“, polterte er.
Dann kam ein kleines Seemännlein aus der Kajüte, Seetang farbenes Haar und kleine giftige Augen sahen ihn an. Die Hautfarbe seines Gegenübers war ein gesundes grün und anstelle von Händen besaß das Wesen Schaufeln mit riesigen Krallen.
„Wo ist dein Schnaps?“, tönte es sauer mit einer hohen Fistelstimme.
„Auf diesem Schiff gibt es keinen Schnaps.“, brummte Johann sauer.
„Irgendwo hast du deinen Schnaps.“, schrie das Männlein böse und fing an Johann mit seinen Krallen zu attackieren. Der Seebär schwang sein mächtiges Entermesser und rammte es dabei in den neben ihm befindlichen Mast. Laut fluchend packte er den kleinen Mann, der daraufhin seinen Rücken mit den Krallen bearbeitete. Die Schnitte waren scharf und taten weh. Es half aber nichts, mit zügigen Schritten rannte er durch das Unterdeck zum Niedergang, stieg an Deck hinauf und warf den kleinen Kerl über Bord.
Hinter Johann saß der Streuner und winselte nun nur noch ein wenig, der Seebär sprach ihm ein wenig gut zu und lockte ihn dann zu seiner Kajüte wo er ihn mit dem ohnehin ruinierten Pökelfleisch fütterte und die Wunden, die das Männlein bei ihm geschlagen haben musste, mit Weinbrand versorgte. Es gab nur diese Flasche in seinem Schreibtisch, und die war genau für diese Zwecke. Der Hund trollte sich dann in eine Ecke der Kapitänskajüte und streckte alle Vier von sich. Nachdem Johann die Planke eingeholt hatte, tat er genau dasselbe.