Fünfter Streich: Ulf - Dämonenfürst Daemono - das goldene Herz
Wyndland, Bosk
Halb ehrfürchtig, halb erstaunt musterte der junge Söldner den alten, einäugigen Haudegen mit der sehnigen Gestalt und dem vernarbten Gesicht, der alleine vor einem Krug Schnaps an einem Tisch in der Ecke der muffigen, überfüllten Kaschemme im Hafen von Bosk saß. Dann raunte er seinem Kameraden, der neben ihm an der hölzernen Schank stand, zu: „Das soll also der berüchtigte Kerl sein, dessen Namen man nicht kennt und der sich nur „Ulf“ rufen lässt? Sieht gar nicht so kräftig und furchterregend aus … und warum wird ihm eigentlich nachgesagt, dass er das goldene Herz haben soll, wenn er gleichzeitig als gnadenloser Schlächter bekannt ist?“
Erschrocken packte ihn der andere Söldner am Arm und zischte: „Psst, nicht so laut! Die Geschichte mit dem Herz soll noch aus der Zeit stammen, als er zu uns Sturmkrähen stieß … davor soll er als Kirchenkrieger dem Licht gedient haben … aber angeblich war er vom Glauben abgefallen, als vor seinen Augen einige unschuldige Kinder von Kultisten in einem Ritual geopfert worden waren, um den Dämonenfürst Daemono gnädig zu stimmen. Und weil er eben nicht für reiche Schätze gekämpft hatte, zogen ihn die damaligen Kameraden damit auf, dass er vermutlich schon ein Herz aus Gold hätte.“
Als er sah, wie der Mann neben ihm seine Arme durchstreckte und grinsend seine Fingergelenke knacken ließ, fügte er trocken hinzu: „Übrigens solltest du keine Dummheit machen, die du später bereust. Bis jetzt machte er nämlich noch jeden fertig, der das vor ihm erwähnte. Dem Letzten, der ihn damit aufzog, einem Fjordinger Hünen mit Muskeln wie ein Ochse, zertrümmerte er eine Kniescheibe. Das arme Schwein humpelt heute noch.“