"Endlich ist das Werk vollbracht! Seht nur, wie stolz sich Caer Kaltzahn erhebt - ein m?chtiges Bollwerk wider die M?chte der Finsternis, die sich von Caernos ausgehend langsam ausbreiteten." Begeistert packte Ritter Haeryk den alten Erzpriester an der Schulter und deutete mit der anderen Hand auf den hohen Bergfried und die m?chtigen Wehrmauern, die sich dunkel vor dem Himmel abzeichneten, den die Abendd?mmerung r?tlich gef?rbt hatte.
L?chelnd dr?ckte Vater Rydher die Hand des Kirchenkriegers und versuchte, seine Sorgen beiseite zu schieben. Obwohl der Bau endlich fertig gestellt worden war und bereits die Burgkapelle heute in den Mittagsstunden mit einem feierlichen Ritual zu Ehren Helias eingeweiht hatte, lie?en ihn die Gedanken an den bevorstehenden Angriff des Caernoser Hexers nicht zur Ruhe kommen.
"Ihr habt Recht, wir sollten ..." hob er an, als er pl?tzlich von lautem Geschrei unterbrochen wurde, das von einem der Wacht?rme zu kommen schien. Gemeinsam mit dem Ritter hastete der Kleriker ?ber eine steile Wendeltreppe auf den Wehrgang, w?hrend weitere Schreie ert?nten und das Kriegshorn geblasen wurde, das mit seinem tiefen, hallenden Ton vor einem Angriff auf die Festung warnte. Zu ihrem Schrecken sahen sie, dass das Holzdach des Wachturms in hellen Flammen stand. Mehrere gefl?gelte Wesen mit schuppiger Haut oder zottigem Fell schossen ?ber den Himmel auf die Wachsoldaten herab und rissen sie in die Tiefe.
"D?monen ..." keuchte der alte Kleriker, w?hrend er versuchte, zu Atem zu kommen. Gemeinsam mit dem Ritter eilte er in den n?chst gelegenen Wachturm, wo sie gesch?tzt vor den Angriffen der D?monen versuchten, sich durch die schmalen Fenster?ffnungen einen ?berblick ?ber die Lage zu verschaffen. Soweit sie im d?mmrigen Zwielicht erkennen konnten, befand sich lediglich ein einziger Hexer in dunklen Roben in Sichtweite, der von etwa einem Dutzend Kriegern mit gro?en Schilden von den Verteidigern gesch?tzt wurde. Aus seinen H?nden schossen Lanzen aus schwarzen, flackernden Schatten und trugen den Tod in die Reihen der Wachsoldaten.
"Das muss ... Scanwyn sein. Aber es muss ... zur Beherrschung der ... D?monen noch andere Hexer geben ... wir m?ssen ... einen Ausfall machen und alle ... t?ten, sonst verlieren wir zu viele M?nner ..." sagte Vater Rydher immer noch schwer atmend. Grimmig nickte der Ritter und eilte davon. W?hrend er ?ber den Hof rannte, br?llte er seine Befehle, woraufhin sich seine M?nner eilig vor dem Tor versammelten. Als er sie eben hindurch f?hrte, schlug knapp hinter ihnen ein D?mon kreischend auf dem Boden auf. Er war von mehreren geweihten Pfeilen durchbohrt worden, wobei das Weihwasser gro?e L?cher in seine schuppige Haut seines schweflig stinkenden Leibs gebrannt hatte.
Kurz darauf entbrannte vor den hohen Wehrmauern der gewaltigen Festung ein heftiger Kampf zwischen den Kirchenkriegern unter der F?hrung Ritter Haeryks und den Schattens?ldnern des Hexers. Vater Rydher hatte aufgrund seines Alters mit den jungen Kriegern nicht Schritt halten k?nnen und war ihnen in einiger Entfernung nachgefolgt. Nun n?herte er sich raschen Schritts den K?mpfenden und bereitete sich mit einem Sto?gebet auf die Auseinandersetzung mit dem Hexer vor. Als dieser seiner gewahr wurde, rief er mit ver?chtlicher Stimme: ?Kommst du tats?chlich aus deiner H?hle gekrochen, nur um zu sterben, du armseliger Helia-Sklave?? Ruhig erwiderte der alte Erzpriester. ?Es wird sich erst zeigen, wer heute vor seinen Herrn tritt, Scanwyn. Und wenn ich es tats?chlich bin, erwartet mich Helias strahlendes Paradies und nicht Baarns stinkender S?ndenpfuhl.?
Im n?chsten Augenblick streckten beide M?nner gleichzeitig ihre Arme nach vorne und spreizten ihre Finger zu einem F?cher. W?hrend sich bei dem Hexer eine Kugel aus flackernden Schatten formte, entstand bei dem Erzpriester eine Kugel aus hellem Licht. Aus beiden Kugeln bildeten sich lanzenf?rmige Strahlen, die aufeinander zuschossen und in der Mitte aufeinander prallten. An der Stelle ihres Zusammentreffens verschmolzen sie miteinander zu einem Strahl d?mmrigen Zwielichts, der sich schnell nach beiden Seiten ausbreitete und auf die Zauberwirker zu raste, die beide regungslos verharrten, als w?ren sie erstarrt. Als die entstandene D?mmerlanze beide gleichzeitig in die Brust traf, fielen Meister Scanwyn und Vater Rydher leblos zu Boden.
Viele Stunden sp?ter kniete sich Ritter Haeryk neben der Leiche des alten Erzpriesters, der nun im Tod aussah, als h?tte er endlich Ruhe und Frieden gefunden. Eine einzelne Tr?ne rann ?ber die Wange des Kriegers, als er leise fl?sterte: ?Sei gn?dig, Helia, und nimm seine Seele in Dein Reich auf, damit sie in Ewigkeit an Deiner Herrlichkeit teilhaben darf. Er hat sein Leben f?r die Verteidigung einer Festung gegeben, die ein Hort des Lichts in diesen dunklen Zeiten sein wird.?
Dann stand er seufzend auf und befahl seinen M?nnern, die Leiche in die Burgkapelle zu bringen. Als er schlie?lich selbst langsam durch dichte Rauchschwaden zur?ckging, die nach verbranntem Fleisch rochen, blieb sein Blick auf den Scheiterhaufen vor den Festungsmauern h?ngen, auf denen die ?berreste der vernichteten D?monen und die Leichen der Hexer und Schattens?ldner verbrannten.
Mit einem grimmigen Knurren fiel ihm pl?tzlich wieder ein, dass einer jungen Hexerin im letzten Augenblick tats?chlich noch die Flucht gegl?ckt war. ?Nun, um sie werden wir uns sp?ter noch k?mmern m?ssen, doch nun gibt es Wichtigeres zu tun?, dachte er bei sich, w?hrend er durch das m?chtige Tor Caer Kaltzahns schritt.
X [Aenstein] Verteidige Caer Kaltzahn