Im Moment denke ich über eine Art Gesinnungssystem für WarlorDS nach. Dieses soll allerdings keine "Verhaltensvorgabe" darstellen, sondern lediglich eine generelle Erklärung, wie ein Charakter in der Welt von WarlorDS zu verstehen ist.
Dabei gibt es die Gesinnungskomponenten gut/böse und Held/Schurke.
Gut/böse beschreibt die generelle moralische Einstellung des Charakters, nicht (notwendigerweise) eine Voraberklärung darüber, wiesich der Charakter verhält! Die Grenzen sind fließend, deswegen gibt es keine Neutralität. Die Grauzonen werden von den Seiten der Gesinnungskomponente abgedeckt.
Gute Charaktere sind in der Regel hilfsbereit gegenüber Schwächeren, gnädig gegenüber Unterlegenen, und sie lehnen unnötige Grausamkeit ab.
Böse Charaktere sind in der Regel egoistisch und auf ihren Vorteil bedacht, und sie haben generell wenig Mitleid für Schwächere übrig. Häufig erfreuen sie sich auch am Leid anderer.
Held/Schurke beschreibt die Einstellung des Charakters zu seiner Kultur. Diese Komponente ist normalerweise ziemlich eindeutig zu bemessen.
Ein Held akzeptiert seine Kultur, lebt in ihr, mit ihr, von ihr, und für sie. Er versteht sich als Teil seines Volkes und betrachtet somit Vorteile und Bedrohungen für seine Kultur ebenso als Vorteile und Bedrohungen für sich selbst.
Ein Schurke lehnt seine Kultur ab. Er ist ein Ausgestoßener oder Außenseiter, vielleicht sogar ein Rebell. Es kann sein, dass er in seiner Kultur lebt, aber nur solange sie ihm Vorteile bringt. Ein Interesse daran, sie zu fördern, hat er nicht.
Letztlich spielt die Grundgesinnung der Kultur noch eine gewisse Rolle für den Platz des Charakters in der Welt, ob sie eher gute Charaktere akzeptiert, eher böse, oder beide (im Gegensatz zu Charakteren können Kulturen neutral sein!)
Ein guter Held ist also im Prinzip ein klassischer Spielercharakter, der Leuten in Not hilft und böse Monster bekämpft. Er ist der typische Held einer guten Kultur, wobei es sich um einen aufrechten Recken handeln kann, aber ebenso um einen listigen Dieb oder einen brutalen monsterschnetzelnden Barbaren. Wesentlich ist, dass er seine Kultur unterstützt und dass er Unschuldige eher in Ruhe lässt.
Auch in einer bösen Kultur kann man solche Charaktere finden. Diese lehnen es zwar ab, Schwächere zu quälen oder zu unterjochen, und überlassen so etwas eher anderen. Aber sie tun alles andere, worin sie einen Vorteil für ihre Kultur sehen. Häufig finden sie ihre Bestimmung als Abgesandte und Diplomaten, die mit Charakteren anderer - auch guter - Kulturen zusammenarbeiten, um zu zeigen, dass die eigene Kultur "doch nicht so schlecht ist".
Ein böser Held dagegen tut alles für seine Kultur, egal wie grausam und unmoralisch es sein mag. Dies sind die typischen Helden böser Kulturen, die analog zu guten Helden ausziehen, um Feinde ihres Volkes zu bekämpfen und dabei gerne mal ein Exempel statuieren. Sie scheuen auch nicht davor, verzweifelte Aufständische ihrer "gerechten Strafe" zuzuführen. Aber auch ein intriganter Dunkelelf, der sich durch Meuchelmord und Verrat in der Hierarchie seiner Gesellschaft nach oben befördert, ist faktisch ein böser Held. Auch wenn er einzelne Mitglieder seiner Kultur hintergeht und ermordet, akzeptiert er doch damit seine Kultur als ganzes und tut das letztlich, weil er davon überzeugt ist, dass er in einer hohen Position gut für sein Volk sei.
Solche Intriganten findet man auch als böse Helden in guten Kulturen, aber viele solcher Charaktere sehen sich auch als Agenten, geradezu als Märtyrer, die sich und ihre Seele aufopfern, indem sie sich für ihre Kultur die Hände an Dingen schmutzig machen, die einfach getan werden müssen.
Ein Inquisitor der Ritter-Kultur wäre dafür ein Beispiel.
Ein guter Schurke ist zwar in seiner Kultur generell ein Krimineller, aber einer, der sich einen gewissen Anstand bewahrt. Zumindest ist er kein Plünderer, der Schwächere ausraubt. In einer guten Kultur entspricht er meist dem Typus des ehrenwerten Banditen oder Gentleman-Gauners. Er hat für seine Kultur, ihre Hierarchien und Gesetze nicht viel übrig und folgt lieber seinem eigenen Weg, wobei er durchaus bereit ist, in Not geratenen zu helfen.
Häufig sind gute Schurken aber auch Ausgestoßene böser Kulturen, die sich von ihrem Volk abgewandt haben, es vielleicht sogar gezielt bekämpfen, weil sie seine bösen Taten und herzlose Art verabscheuen.
Für einen bösen Schurken spielt es eine geringe Rolle, ob er aus einer guten oder bösen Kultur kommt. Er ist eine Abscheulichkeit für alle Völker, ein Abtrünniger aus seiner Kultur und eine Gefahr für alle Schwächeren. Er kann zwar in seine Kultur integriert erscheinen, ist dann aber meist ein Verbrecher ohne Ehre, durchaus auch möglicherweise ins organisierte Verbrechen involviert.
Das klassische Bild ist das eines marodierenden Banditen, der zwar durchaus mit Angehörigen seines Volkes zusammenarbeitet, aber das lediglich zum eigenen Vorteil. Somit sind auch Banden orkischer Plünderer nichts weiter als böse Schurken, im Gegensatz zu orkischen Überfalltrupps aus Kor, die böse Helden wären.