Chroniken der Finsternis I
Das Tagebuch des Schwarzmagiers Tiranu
Heute habe ich, Tiranu der Schwarzmagier, den Entschluss gefasst dieses Tagebuch zu schreiben. Zum einen um meine Gedanken zu ordnen und zum anderen um meine Vergangenheit zu bewahren. Ich bin ein Elf, daher werde ich ein unbegrenzt langes Leben f?hren, sofern ich nicht durch einen gewaltsamen Tod oder durch eine schwere Krankheit zugrunde gehe. Wenn man solange leben kann wie ich es vermag, so k?nnten in ferner Zukunft die Erinnerungen an die Vergangenheit nach und nach verblassen. Um den Zahn der Zeit entgegenzuwirken entsteht also nun dieses Tagebuch, auf das mir wertvolle Erinnerungen nicht verloren gehen.
Sollte ich dennoch durch irgendeinen Umstand den Tod finden, so soll dieses Werk der Nachwelt erhalten bleiben, auf dass man sich an Tiranu, den schwarzen Schnitter von Aldurat erinnern m?ge (sollte dieser Fall eintreten so hoffe ich, dass dieses Buch nicht den H?schern in die H?nde f?llt, welche versuchen die Erinnerung an die Zunft der schwarzen Magier auszul?schen).
1. Eintrag
Ich verlie? heute das Schiff, welches mich von Irem nach Edom gebracht hat. Kurz nachdem ich eben jenes Schiff verlassen hatte geschah etwas, was ich mir bis jetzt nicht erkl?ren kann. Der ganze Hafen, die Stadt und auch die Menschen wirkten irgendwie unwirklich? nicht real. Pl?tzlich durchzuckte ein heller Blitz den Himmel und das Land. Das Bild der Stadt verschwamm vor meinen Augen. Die Landschaft um mich herum ver?nderte sich, selbst die Berge in der Ferne schienen ihre Konturen sowie ihre Farbe zu ?ndern. Ich f?hlte mich leicht, als k?nnte ich schweben oder gar fliegen. So schnell wie all dies geschehen war, war es auch schon wieder vorbei. Mein Blick sch?rfte sich wieder und das Gef?hl der Schwerelosigkeit fiel von mir ab. Stattdessen stellte sich in mir die Verwirrung ein, denn die Stadt Edom war verschwunden. Auch von der Hafenanlage oder dem Meer war nichts zu sehen. Auch mein hochn?siger Begleiter Istigel Aman war nicht da. Immer noch verwirrt blickte ich mich um. In der Ferne sah ich eine gro?e Stadt. Arkana? ging es mir durch den Kopf. Woher kannte ich den Namen dieser Stadt? Ich war mir sicher nie dort gewesen zu sein. Dennoch vielen mir weitere Details ?ber die Stadt ein. Zum Beispiel, dass sich die gro?e Bibliothek dort befindet. In dieser Bibliothek gibt es allerhand B?cher, welche sich um das Thema Magie drehen. Daher ist Arkana eine beliebte Anlaufstelle f?r alle Magier.
Von mal zu mal zweifelte ich immer mehr an der Existenz der Stadt Irem und an dem was mir seit der Seereise widerfahren ist. Auch mein vermeintlicher Begleiter Istigel Aman erschien mir nicht mehr real zu sein. Nach und nach vielen mir immer mehr Dinge aus meinem ?richtigen? Leben ein. Sobald ich die Frage der Realit?t endg?ltig f?r mich gekl?rt hatte, machte ich mich, noch immer leicht verwirrt, auf den Weg in die Stadt Arkana.
Als ich die Stadt erreichte ging ich auf den Marktplatz und sah mich um. Der Platz war hell erleuchtet von der Mittagssonne. Sowohl M?nner als auch Frauen waren mit ihren t?glichen Arbeiten besch?ftigt und gingen gesch?ftig hin und her. H?ndler priesen ihre Waren an, man h?rte Gespr?chsfetzen kleinerer Menschengruppen und das Lied einiger V?gel. Alles in allem ein ?u?erst idyllisches Bild. Einfach nur widerw?rtig? geplagt vom grellen Licht der Sonne und der Harmonie dieses abscheulich friedfertigen Ortes machte ich mich auf den Weg ein Gasthaus zu finden, welches meinen Anspr?chen entsprach.
Nach einem kurzen Fu?marsch fand ich eines. Es hie? ?Zum schwarzen Raben?. Der Name gefiel mir, daher trat ich ein. An einer Wand sa? ein Magier, welcher eine Pfeife rauchte. Ich beachtete ihn nicht. Allgemein halte ich nichts von den gew?hnlichen Magiern, welche sich nur darauf verstehen viel Krach und L?rm zu machen. Sie verstehen sich nicht auf die Feinheiten der Magie, welche zum Beispiel der Schwarzmagie innewohnen. Die Kunst Untote zu beschw?ren und sich deren Kraft zunutze zu machen.
Das Gasthaus machte einen sehr noblen Eindruck. Ich rechnete schon damit, dass ich mir eine solche Behausung nicht leisten konnte. Nachdem ich am Empfang den Preis f?r ein Zimmer nachfragte, best?tigte sich mein Verdacht und ich verlie? das Gasthaus um mir eine andere Unterkunft zu suchen. Meine Suche f?hrte mich in das ?rmere Stadtviertel, wo ich schlie?lich auch f?ndig wurde. Es war eine ziemlich heruntergekommene Kneipe namens ?Gasthof zur Elster?. Diese Unterkunft war f?r mich bei weitem besser als die Vorherige, denn sie w?rde gewiss sch?n modrig und dunkel sein. Als ich eintrat best?tigte sich meine Vermutung. Es war ein dunkler und muffiger Ort, dennoch war er brechend voll. Es schien so, als w?re hier all das Gesindel der Stadt zusammengekommen. Doch davon lie? ich mich nicht beirren und ging zur Theke um mich nach den Preisen f?r ein Zimmer zu erkundigen. Der Wirt sah mich abf?llig an und verlangte 2 Silberm?nzen f?r eine Unterkunft ohne Verpflegung. Der arme Tor wusste scheinbar nicht, mit wem er es zu tun hatte. Ich sagte ihm, dass seine Preise unversch?mt hoch seien, denn ich war es leid geworden mich auf die Suche nach einem Quartier zu machen. Ich war entschlossen hier ein Zimmer zu bekommen und zwar zu meinen Bedingungen! Der Wirt war ?ber meine Meinung zu seinen Preisen gar nicht erfreut und drohte mir. Er befahl zwei seiner Leute mich hinaus zu werfen und zu verpr?geln. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so k?stlich am?siert, als die beiden Narren sich von ihren Pl?tzen erhoben um seinem Befehl folge zu leisten. Eine mannshohe Stichflamme aus dem Boden gen?gte um die beiden ?ngstlich auf ihre Pl?tze zur?ck zu verweisen. Auch der Wirt ist um einiges blasser geworden. Als ich ihm schlie?lich meine Bedingungen diktierte, stimmte er mir nur noch zu. Ich bekam ein Zimmer und uneingeschr?nkte Verpflegung f?r eine Silberm?nze, welche ich erst bei meiner Abreise zahlen w?rde.
Nach diesem kleinen Scharm?tzel mit dem Wirt und seinen Untergebenen setzte ich mich in die dunkelste Ecke, welche ich finden konnte. Dort belauschte ich ein Gespr?ch, in dem es um eine Ruine in der n?he der Stadt ging. Dort sollten angeblich Sch?tze zu finden sein. Auch h?rte ich von einer Legende ?ber die Ruine. Besagten Ort sollen einst Schwarzmagier bewohnt haben. Von dieser Neuigkeit erregt beschloss ich, mich in die Bibliothek zu begeben, um dort weitere Informationen zu dieser Legende und dem Ort zu suchen.
In der gro?en Bibliothek fand ich sehr schnell die Legende von Karak Ulad, dem unterirdischen Kloster: Einst haben dort Heiler gelebt, welche versuchten den Tod zu besiegen. Als ihnen dies nicht gelang, wendeten sie sich der Nekromantie zu und experimentierten mit den dunklen Kr?ften um ihr Ziel zu erreichen. Trotz ihrer Bem?hungen ihr Vorgehen geheim zu halten gingen sehr bald Ger?chte ?ber ihr dunkles Treiben in der Bev?lkerung umher. Aus diesen Ger?chten erwuchs sowohl Angst, als auch Hass. Als der Hass schlie?lich ?berwiegte, st?rmten die Stadtbewohner das Kloster, zerst?rten dieses und t?teten dessen Bewohner. Nur jene die tief in die Katakomben fliehen konnten sollen ?berlebt haben. Dort unten vermutet man weitere Gew?lbe und Bibliotheken voll von B?chern ?ber schwarze Magie, allerdings hat sich kaum jemand getraut diese Vermutung zu beweisen und all jene die es versuchten wurden niemals wieder gesehen.
Ein starkes Gef?hl der Erregung erfasste mich, als ich die Legende gelesen hatte. Ein schwarzmagischer Ort, welcher enormes Wissen beherbergen muss war zum greifen nah! Ich nahm mir vor die Ruinen des Klosters am n?chsten Tage aufzusuchen. So verlie? ich die Bibliothek und begab mich zur Kneipe um mich in meinem Zimmer schlafen zu legen.