Horror in Dungeons
Ein "Dungeon", den ich mal f?r Degenesis erstellt hatte,
war schon sehr horror-angehaucht. Dabei war er vergleichs-
weise sehr klein (glaube es waren genau 10 R?ume auf 2
Stockwerke verteilt) und hatte, abgesehen von einer
insekten-?hnlichen Spinne kein einziges Monster benutzt.
Der Gegner war die Stimmung, die Atmosph?re und die
Geschichte, die hinter dem Dungeon steckte. Ja, in der
Tat hatte ich mir das alles so zurechtgelegt --- Und es
hat ausgezeichnet funktioniert.
Der Dungeon hatte in diversen R?umen lose Hinweise auf
eine Trag?die, die sich in ihm (der Dungeon war ein kleines
Familien - und Gebetshaus einer radikal gl?ubigen Familie)
abgespielt hat. In einem Raum konnte man bspw. hinter
einem Mauerziegelstein Kindermalereien finden, auf denen
ein M?dchen, ein Junge und eine Mutter Hand in Hand
gehend gemalt wurden. In der K?che jedoch deutete
alles darauf hin, dass es 4 Familienmitglieder (also
auch noch den Vater) gegeben haben muss. Aus der
Speisekammer h?rte man ein "nervenaufreibendes
Surren..." und als einer der SCs nachschaute, schob
ich ihm ein mit Photoshop bearbeitetes, aufgeh?ngtes
Kalb (verdeckt) zu, das mit unz?hligen Maden und
Fliegen ?berzogen war. Der Spieler hat es sich ca.
1 Sekunde angeguckt, weggeschaut und das Blatt
wieder zugedeckt hingelegt (ein bisschen Shock-
Horror muss sein... Ganz dezent .))
Im Schlafzimmer der Eltern entdecken die SC ein
St?ck Wand, das zugemauert zu sein scheint und
gar nicht zum Rest der Wand passt (bei genauerem
Hinsehen). Doch sie haben kein Werkzeug, um die
Mauer einzurei?en. Sie suchen weiter im Dungeon
und entdecken einen (Schrotter) toten Grabr?uber.
Dieser hat die Schreibkammer des Vaters gepl?n-
dert und wurde dabei von einer insekten-?hnlichen
Giftspinne get?tet.
Er hat einen Vorschlaghammer als Waffe dabei ge-
habt und die T?r zur Schreibkammer aufgeschlagen.
Dort finden die SC mehrere Tagebuch-Eintr?ge, die
immer verzerrendere Liebesgest?ndnisse des Familien-
vaters beinhalten, allerdings so geschrieben, dass man
vermuten w?rde, er sei seiner Frau fremd gegangen
(was in deren Glauben eine Tods?nde w?re).
Zudem schreibt er im letzten Eintrag (bevor das
Haus aka der Dungeon eingest?rzt ist und die
Familie das Haus verlassen hat), dass er vor
einigen Tagen das Problem "f?r immer hinter
eine Mauer aus Stein verbannt" h?tte.
Die SC sind neugierig und rei?en das Mauerst?ck ein:
Sie entdecken einen wundervoll geflie?ten Gebetsraum
mit einem Grabstein, der mit Schleiern und Vorh?ngen
versehen ist: Aufgebahrt liegt die Tochter des Familien-
vaters --- Sie ist eine modernde, zerfallene Kreatur aus
Fleisch und Knochen, betucht in feinste, wenn auch mit-
tlerweile verranzten Seident?chern. Die SC entdecken
an ihrem K?rper mehrere Schnittwunden, die tats?chlich
eine Botschaft bergen: "Vater hat mich besudelt. Vater
hat Schande ?ber mich gebracht. Vater hat mich besudelt.
Ich wollte es nicht. Ich wollte es nicht. Vater hat mich
besudelt."
Im Gebetsraum konnten die SC dann auch noch einige
wertvolle Objekte ausmachen, bspw. den Schmuck der
M?dchenleiche. Am Ende kam es dann auch noch zum
Streit, ob man hier ?berhaupt etwas mitnehmen solle,
denn das Haus sei ohnehin schon mit genug Pein und
Kummer besiegelt.
Die kleine Story, die der Dungeon erz?hlt hat, kam zu-
dem ganz gut an, obwohl sie sehr makaber und obsz?n
war. Aber Horror ist eben nicht nur das "Unbekannte",
sondern auch das, was in unserer Gesellschaft eher
als "undenkbar" bzw. verboten gilt. Die Schwere der
S?nde des Vaters hat die Spieler echt mitgenommen,
der Horror-Abend war also durchaus gelungen.
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Unterm Strich: Wenn man Geb?ude oder Gew?lbe mit
in Horror-Abenteuer packt, sollten sie eine Geschichte
mit sich bringen. Diese ist rein optional: Sie MUSS also
nicht entdeckt / erforscht werden. Aber vielleicht birgt
sie eben auch noch eine gute Portion Stimmung.
Im ?brigen empfehle ich dir (@Gr?n) einfach mal Silent
Hill 1, 2, 3 und 4 wenn du sehr sehr viel ?ber "subtilen,
psychologischen Horror" lernen m?chtest .)