Gundfrid ging zurück in sein Zelt. Der leichte Regen auf seinem groben Umhang verdampfte schnell in der Wärme des offenen Feuers. Der alte Bael spürte die Kälte des Morgenregens in seinen Knochen. Man nannte den Bael auch 'den Harschen', doch er war längst nicht mehr der starke Recke von einst. Es kam ihm vor, als könnte er den Niedergang Hellweits der letzten Jahrezehnte am eigenen Leib spüren.
Gundfrid war Unterhändler im Gefolge der Stolzenburgs. Er war Nordek stets treu ergeben, seine Familie blickte auf eine lange Tradition zurück. Erbe ist Recht, seit je her! Er war stolz auf seine Mannen, alles tapfere Soldaten, und von seiner Leibwache würde jeder sofort sein Leben für den Bael geben. Dennoch fühlte er sich nicht mehr sicher. Immer mehr Gerüchte um die dunklen Machenschaften des neuen Adles von Caernos machten die Runde. Dass die Greifen so offen mit dunklen Mächten spielten, erschrak den Bael zutiefst. Dass Greifen immer seltsam waren, darüber musste man nicht streiten. Aber dass die jungen Beals sich von Schwarzmagiern an der Nase herumführen liessen, durfte einfach nicht sein. Er sehnte sich die alten Zeiten herbei, bei denen man noch mit offenem Visier dem Gegner ins Auge sah!
Vor wenigen Wochen erst wurden seine Mannen von einer Seuche heimgesucht. Die Kornernte war nicht verdorben gewesen und das Wasser klar wie immer. Er hatte es selbst überprüft! Das mussten einfach die düsterten Gesellen aus Caernos gewesen sein! Helia schütze uns! Helia schütze Nordek!
Gestern hatte er den Beweis gefunden, dass Spione aus Caernos nach seinem Leben trachteten. Unter seiner Lagerstätte fand er dämonische Zeichen und eine Hand voll schwarzglänzender Steine. Als er das Feuer entzünden wollte, fauchten grüne und gelbe Flammen ihm entgegenen und versengten seine Augenbrauen. Irgendjemand hatte also den Weg in sein Zelt gefunden. Ja, seine Männer waren tapfer und umbeugsam in der Schlacht, aber gegen dunkle Magie hatten sie wenig auszurichten.
Von den Jägern aus Fahlstepp sagte man, dass sie selbst in einem Schneesturm eine einzelne Schneeflocke treffen und im Festsaal das Tippeln der Mäuse in den Wänden hören. Er brauchte solche Männer in den Reihen seiner Leibwache! Mürrisch und nachdenklich fiel sein Blick auf seine Nichte Merehild, die sich vor dem kostbaren Spiegel aus Vandria ihre Haare kämmte. Sie war hübsch und intelligent und würde als Gemahlin selbst einem Arl gerecht werden. Der Preis für Sicherheit in diesen Zeiten war hoch!
[X] [Nordek] Strebe ein Bündnis mit Fahlstepp an