Aus der Sicht von Galbrim Roten
Lebenserinnerungen eines Spielmannes, Teil 27
Ich war so wütend, dass ich zu den Pferden hinaus stürmte und überlegte alles hinzuschmeißen. Wütend schnallte ich meine Armbrust auf Anastasia, als ich Frowin hinter mir hörte. Er fragte nach einem Bier, er hatte Geschmack daran gefunden. Ich gab ihm gerne eines und fragte ihn dann auch nach dem Heiler-Ring, denn bei ihm war er eindeutig falsch aufgeben. Als ich den Ring an mich nahm, wusste ich plötzlich, dass das alles wohl ein Zeichen gewesen war. Meine Armbrust hatte ausgedient. Ich streifte die Armschienen ab und den Ring über. Ich würde mich ab nun um das Wohlergehen der Kameraden kümmern - nicht mehr und nicht weniger. Schnell trank ich auch einen kräftigen Schluck von MEINEM Bier und ging wieder hinein - ohne mich würden sie das sonst nicht unbeschadet überstehen.
Drinnen gab Isegrim inzwischen diverse Befehle - ich achtete nicht so ganz drauf, reihte mich aber an der mir zugewiesenen Position in seine Schlachtordnung ein. Die Kameraden hatten im Übrigen herausgefunden, dass die Bücher, die Frowin so gelockt hatten, wohl von der trivial-schlüpfrigen Type gewesen waren. Nicht, dass gerade er nicht daraus etwas gelernt hätte - aber weniger Arkanes.
Langsam rückten wir in den ersten Stock vor, wo Ulfrick schon ungeduldig vor einer Menge an Türen wartete. Ich schaute mir die Türen an - toll verarbeitet und nicht verschlossen. Susi holte eine ihrer Apparaturen heraus und konnte damit offenbar durch die Wände sehen - lauter Schlafräume, offenbar für Bedienstete, eine Küche, ein Esszimmer und ein Bad. Hjoldor stürmte sogleich in die Küche auf der Suche nach etwas trinkbaren - und Isegrimm stürmte beinahe so schnell ins Esszimmer. Grade hielt ich ihn zurück - die Rüstungen sollten ihn nicht wieder gleich wieder angreifen. So probierte ich meinen neuen Zauber gleich mal aus - unglaublich wie toll das wirkt, wenn man jemanden plötzlich nicht sieht.
So verunsichtbart schlich Isegrimm ins Zimmer und kippte die beiden Rüstungen einfach mal um - ohne Effekt, außer einem ohrenbetäubenden Lärm. Derweil war es Susi, die die magische Badewanne zu untersuchte - und vor Schreck gleich mal ein wenig explodierte (was wir aber erst später erfuhren). Wir merkten nur, dass Wasserelementare uns plötzlich aus dem Bad und dem Bierfass in der Küche angriffen. Ulfrick bekam von der Explosion ein wenig ab - das machte ihn nur wütender, und Sarah stürmte voran um ihren Lehnsherrn zu beschützen.
Der Kampf war kurz - ein Wasserelementar wurde von Frowin, der sich noch nicht ganz vom Schreck erholt hatte verdampft - die anderen von Ulfrick, Isegrim und Sarah gefällt. Ich versuchte inzwischen Ulfrick nachzueilen um ihn zu heilen. Die Heiler-Aufgabe war anstrengender als ich vorher gedacht hatte, besonders, wenn man nicht geheilt werden wollte. Nach dem Kampf verbot Isegrimm irgendwelche Alleingänge - aber ohne alles vorweg zu nehmen muss ich sagen: die Disziplin war vor allem bei den nicht militärisch Vorgebildeten eher nicht vorhanden.
Im Stock darüber fanden wir ein gewaltiges Schlaf-, Arbeits- und Wohnzimmer. Wohl vom Hausherrn. Viel spannendes fand sich hier nicht. Überhaupt hatten wir beschlossen immer einen der Zauberwirker mit einem der Muskelfraktion vorzuschicken - um Überraschungen wie im Bad zu vermeiden.
Ich durfte mit Sarah gehen - die sich einmal nicht zierte, denn sie hatte ein schlechtes Gewissen auf Grund der missglückten Rettung von Frowin im Erdgeschoss. Wir durchsuchten einige Notizen und die Bibliothek, absolut uninteressant. Selbst als wir und die Zeit vertrieben und den Schmachtfetzen "50 Grüntöne - eine historisch akurate Liebesgeschichte aus dem Hochadel von Crysantell" seitenweise abwechselnd lasen, war es nicht interessanter. Der Rest der Bibliothek hier war ähnlich gelagert - ich fragte mich langsam, ob so ein Erzzauberer wohl auch Fachliteratur besaß, oder ob er diese gar nicht benötigte und sich nur der Pornographie hingab.
Die anderen untersuchten derweil Bett, Bettruhe und Tisch. Und fanden doch noch etwas - zwei gewaltige magische Gemmen, einiges an Gold wert und 3 Zauberstäbe. Zwar waren die eingebetteten Zauber für keinen von uns nützlich, aber als Tauschobjekte beim Händler unseres Vertrauens würden die wohl einiges einbringen.
Dann ging es wieder einen Stock höher. Als wir die Türe öffneten sahen wir viele - richtig viele Bücherregale. Und da brannte bei Frowin wieder eine Sicherung durch. Ohne nach rechts oder links zu blicken, stürmte er den Raum - nur um sofort von fliegenden Büchern, Folianten und Pergament angegriffen zuwe dren. Und er hatte nichts besseres vor, als sich unter den Teppich zu verkriechen. Als wir merkten, dass sein Leben nicht in Gefahr war, bahnte sich das Lachen, das uns in den Kehlen stecken geblieben war seinen Bann - und wir beobachteten amüsiert wie Frowin unter dem Teppich einer Sumpfpanzerechse gleich wieder zur Türe robbte. Die Bibliothek - wurde daraufhin beschlossen - würde warten müssen.
Dann kam das Laboratorium des Magiers. Mit allem drum und dran - vorallem einem Braukessel. Von letzterem mussten wir Hjoldor beinahe wieder losreißen, nachdem er kopflos drauf losgestürmt war - und mir klar, dass ich grade vor dem mein Bier in Schutz würde nehmen müssen. Obwohl Hjoldor als erstes auf den Braukessel zustürmte, passierte nichts gefährliches. Einige Gemmen und langweilige Briefe, die Frowin und Sarah interessierten fanden sich, nicht mehr. Wobei wir uns nicht in die Nähe des Seziertisches wagten - die Spulen mit den glühenden und knatternden Funkenbögen, die diesen einrahmten kamen uns verdächtig vor.
Also noch einen Stock in die Höhe - und plötzlich befanden wir uns am Dach auf dem ein gewaltiges Rohr installiert war. War schon der Turm gewaltig, war es dieses Rohr erst recht. Mir war ja vollkommen klar, was das für das Bedürfnis nach Kompensation des ehemaligen Besitzers bedeutete. Ich fühlte mich allerdings etwas fehl am Platz, war ich magisch doch ausgelaugt und während Frowin, Susi und überraschenderweise Hjoldor irgendwas von Sternen und Konstellationen und Beobachtungen brabbelten, machte ich ein Nickerchen, nachdem mir von seiner gräflichen Exzellenz verboten wurde unsichtbar die Bibliothek zu erkunden.
Als man mich weckte und man mir eröffnetem, dass wir nicht fertig waren, weil wir auf die Nacht warten müssten, hob das meine Stimmung auch nicht. Ein wenig besser gelaunt war ich dann bei unserem Mahl in der Küche währenddessen ich Hjoldor und Susi eine Kurzgeschichte der Freikriege - gespickt mit diversen Liedern und Gedichten dar brachte. Auch unsere Rolle am Kriegsende konnte ich dabei erklärte - nur um herauszufinden, dass die anderen während meiner Erzählungen all mein privates Bier ausgetrunken hatten. Sofort verlangte ich von Isegrim, dass man mir das kompensieren würde müssen - sich einfach am Eigentum eines freien Mannes zu vergreifen, das durfte doch wohl nicht sein! Auch wenn wir in diesem Moment wieder aufs Dach gingen, war das Bier betreffend mein letztes Wort noch nicht gesprochen.